the frank, 23. Juni 2005 um 01:07:47 MESZ

[lange über prägungen gesprochen und über formative lektüren, er meinte, mit sechzehn doktor faustus, mir war nur kerouac eingefallen (warum eigentlich "nur"?), on the road, glorifiziertes transit, ohne das mit transzendenten features verbrämen zu müssen, phänomenologische bewegungen, einfach so, weltenhunger - es gibt sie ja, die melancholie des raumes! -, lange unterwegs, einer lichtqualität wegen oder eines schimmerns am ende einer straße, letztlich ein versprechen, eine verheißung, eine aussicht auf liebe (eine unmögliche, ohne besänftigung, auch klar), interimistische quartiere, ein kaff in texas namens UTOPIA, bandera county, vormittags an einer arbeit über descartes gesessen, um letztgültig zu beweisen, dass die außenwelt nicht existiert (der gottesbeweis, fadenscheinig konstruierte kausalität usf.), dann im pick-up durch den ort gefahren, eine straße, paar häuser links und rechts, ein restaurant mit rot karierten tischdecken, die besten pfannkuchen meines lebens, mit ahornsirup, an einem der nachmittage die ersten emphatischen fotografie-momente überhaupt (eine silbern verkleidete tankstelle), abends auf die pferderennbahn, die traurigen alten cowboys, "listen, son, I been doin` this since nineteen fifty two!", die trockene abendhitze und wie die zigaretten knisterten in der kurzen dämmerung, jahre später in tokio die treffen mit professor iwabuchi, immer nachts in einem burger king nähe shinjuku station, er eine zigarette nach der anderen, ich hab ihn nie was anderes trinken sehen als schwarzen kaffee, anekdoten über seine zeit in ost-berlin, mit brecht, mit heiner müller, sein leises und fremdes deutsch, kaum hörbar wegen der augustschauer, die an die scheiben schlugen, neonfarbene schlieren auf den straßen draußen, keine kühlung, der regen hatte die hitze ja bloß feucht gemacht, aber warum erzähl ich das überhaupt, jetzt noch schnell packen, morgen nach prag, fünfzehn jahre nicht dort gewesen, historistischer autopilot, wie gehabt, und wie c. vorhin meinte, vielleicht wäre es doch im gegenteil die höchste form von persönlicher freiheit, jeden morgen alleine aufzuwachen, keine ahnung, jedenfalls den ganzen abend über mal wieder die idiosynkrasie gegen dieses hemdsärmelige objektivismuspostulat in schutz genommen, dazu dosenbiere, so kanns gehen. und so gehts ja auch.]

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